Case Study – unser typischer Restrukturierungsfall
Ausgangssituation
Unser Kunde, ein mittelständischer Blechumformer in Südwestfalen, schreibt im operativen Geschäft seit Jahren leichte Verluste im unteren sechsstelligen Bereich. Diese Verluste können jedoch durch „bilanzpolitische Maßnahmen“ und Verrechnungen mit einer Immobilien-KG ausgeglichen werden.
Durch die konjunkturelle Abkühlung in 2019 kommt es zu einem deutlich spürbaren Auftragsrückgang. In den BWAs sind Umsatzrückgänge ersichtlich. Beunruhigend – aber nicht existenzgefährdend. Auch die Liquiditätsvorschau gibt eine zunehmend rückläufige, aber noch stabile Situation vor. Aufgrund des dennoch drohenden deutlichen Ergebnisverlustes zum Ende des Jahres beauftragt der Geschäftsführer die VIA Consult damit, den Turnaround herbeizuführen.

Herausforderung
Die ersten Workshops zeigen:
- das Unternehmen hat keine (fundierte) drei-Jahresplanung
- die Geschäftsführung hat keine Transparenz über die Zahlen
- die Liquiditätsplanung und -vorschau entspricht nicht der Realität
Es wird schnell deutlich, dass dem Unternehmen in drei Monaten die Liquidität ausgeht. Bei unvorhergesehenen Ereignissen droht die Insolvenz.
Um das Unternehmen zu stabilisieren wurde schnell an folgenden Stellschrauben angesetzt:
- Sicherung der Liquidität
- Stabilisierung der Bankenlandschaft
- Stabilisierung der Umsatzsituation
- Kostenstrukturanalyse, um sofortige Kürzungen durchzuführen
- Umorganisation, um über Prozessoptimierungen Potenziale zu heben
Lösung
Konzept in Anlehnung an IDW S 6
Zuerst erstellte die VIA Consult ein Restrukturierungskonzept nach IDW S 6 – dem anerkannten Standard der Wirtschaftsprüfer für die Durchführung von Sanierungsgutachten. Mit den Bankpartnern wird auf dieser Basis die Finanzierung des Unternehmens abgesichert.
Aufbau einer integrierten Planrechnung
Die Zahlen aus dem Controlling wurden transparent aufbereitet und in eine integrierte drei-Jahresplanung überführt. Die Rentabilitätsentwicklung baut sich auf aus Investitions-, Vermögens- (Bilanz) und Liquiditätsplanung sowie des erforderlichen Kapitaldienstes integrierte Planrechnung.
Senkung der Personalkosten
Über bewährte Instrumentarien wie Kurzarbeit konnte betriebsnotwendige Kündigungen vermieden werden. Durch eine transparente Unternehmenskommunikation wurde ein „Wir“-Gefühl geschaffen, was dazu führte, dass die Mitarbeiter sich bereit erklärten, auf einen Teil ihres Gehaltes zu verzichten.
Durch natürliche Fluktuation frei gewordene Stellen wurden zunächst nicht neu besetzt.
Senkung der sonstigen Kosten
Mit Hilfe der Kostenstrukturanalyse wurden die Kosten in einem standardisierten Vorgehen strukturiert und ins Verhältnis gesetzt. Mit Hilfe eines breiten, standardisierten Benchmark-Fundus konnten schnell abweichende Positionen erkannt und Gegenmaßnahmen eingeläutet werden Kostenstrukturanalyse.
Der sofortige Einkaufsstopp führte zu einer Sensibilisierung im Umgang mit Bestellungen und Kosten.
Überarbeitung der Kalkulation
Die Methoden der Vor- und Nachkalkulation werden auf eine valide Datenbasis und Vorgehensweise umgestellt. Hierdurch ist eine Analyse des bestehenden Artikelspektrums mit Blick auf die Rentabilität möglich. Preisverhandlungen werden angestoßen bzw. wenn möglich Artikel abgestoßen, wenn diese nicht auskömmlich sind.
Strategieentwicklung
Eine Unternehmensstrategie wird erarbeitet, bestehend aus Vision, Mission und den Werten. Hieraus kann erstmals eine Markt- und Vertriebsstrategie abgeleitet werden. Die Vertriebsaktivitäten werden neu organisiert und ausgerichtet, um den Umsatz der Folgejahre zu sichern.
Umsetzungsbegleitung durch Einrichtung eines Jour Fixes
Mit der Geschäftsführung und den Mitarbeitern wird ein wöchentlicher Jour Fixe eingerichtet. Die Mitarbeiter schreiben ihren Maßnahmenplan, dessen Abarbeitungsstand wöchentlich getrackt wird, um die Umsetzungsgeschwindigkeit zu erhöhen und zu halten. In diesem Kontext können in vielen Bereichen, wie der Fertigung, mit Hilfe der Mitarbeiter die Prozesse optimiert werden.
Unternehmenskommunikation
Ein Kernelement in dem Projekt ist die Definition der Unternehmenskommunikation. In turbulenten Zeiten erwarten sowohl Mitarbeiter als auch Dritte („Stakeholder“) transparente Informationen. Quartalsweise wird daher eine Bankenkommunikation erstellt und die Mitarbeiter im zwei-Monatsrhythmus durch die Geschäftsführung über den Fortschritt und die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens informiert.
Ergebnis
- Die Liquidität konnte kurzfristig für die Folgejahre gesichert werden.
- Es mussten keine Mitarbeiter betriebsbedingt gekündigt werden, obgleich deutliche Einsparungen in den Personalkosten erzielt werden konnten.
- Der Verlust am Jahresende konnte durch schnelle Kosteneinsparungen reduziert werden
- In der integrierten drei-Jahresplanung konnte auch mit Hilfe der erwarteten Umsätze über das Vertriebskonzept ein positiver Turnaround im Folgejahr aufgezeigt werden. Dieser wurde auch erzielt.
- Die VIA Consult begleitet das Unternehmen in regelmäßigen Abständen als Sparringpartner in seinem Alltag und berät in strategischen Fragestellungen.